Stadt Weil am Rhein und die „Stadtmusik“ 

1929

Bei einem großen historischen Augenblick in der Entwicklung der Gemeinde Weil nahm im Jahr 1929 auch die Weiler Musik teil.

Doch lassen wir in diesem Falle das Protokollbuch des Vereines sprechen:

„Am Montag, den 10. Juni, abends 20.15 Uhr, spielte die Kapelle auf Weisung des Bürgermeisteramtes in Uniform vor dem Rathause ein großes Konzert anläßlich der denkwürdigen Bürgerausschusssitzung, worin beschlossen wurde, den Gemeindenamen „Weil am Rhein“, sowie den Titel einer Stadtgemeinde anzunehmen. Eine mehrtausendköpfige Menge lauschte trotz Regen den Klängen der Musik, welche sich an diesem Abend ganz besonders anstrengte als künftige Stadtmusik
und als am 16. November 1929 die Stadterhebungsfeier stattfand, war es wieder die Stadtmusik, die im Auftrag der jungen Stadt den musikalischen Teil bestritt. 

 

1930

Am 8. März 1930 beschloss der Verein in der Tat, von nun an die Bezeichnung „Stadtmusik“ zu führen. Und als im gleichen Jahr die junge Stadt mit der Einweihung des neuen Gebäudes der Bezirkssparkasse wieder einen bedeutsamen Schritt vorwärts getan hatte, war es die Stadtmusik, die der Feier den musikalischen Hintergrund gab.

 

Der 2. Weltkrieg

Dann kam der Nationalsozialismus und es blieb natürlich nicht aus, daß auch die Stadtmusik „gleichgeschaltet“ wurde.

1933

Im September 1933 wird dem hiesigen Bürgermeister Hennes mitgeteilt, dass die Stadtmusik am 19.9.1933 „geschlossen“ zur SA „übergetreten“ sei. Sie heißt nun SA-Sturmkapelle 1/142 und später dann SA-Landwehrkapelle.

Allerdings war das durchaus kein Hindernis für die Musiker, nach alter Tradition des Vereines auch weiterhin dem Gemeinschaftsleben der Gemeinde zu dienen, in Freude und Leid den Mitbürgern wie bisher zur Verfügung zu stehen.

 

1939

Aus dem Vielerlei der Veranstaltungen ragt die Hundertjahrfeier des Vereins im Jahre 1939 hervor, die sich eines beachtenswerten Erfolges erfreuen durfte. Doch war es sozusagen ein Fest am Rande des Abgrundes. Ob man bei den hochschäumenden Wogen freudiger Feststimmung nicht doch ahnte, dass man direkt vor der zweiten, die Welt völlig verändernden großen Kriegskatastrophe stand?

Schon im Monat nach dem Jubelfest findet sich der Eintrag:

„Fast alle Musiker mussten, weil die Mehrzahl gediente Soldaten waren, einrücken.“

Kurz darauf trifft die erste Trauerbotschaft ein. Vereinskamerad Johann Schamberger war eines der 27 Weiler Opfer des Eisenbahnunglücks bei Markdorf. Die Zuginsassen, Evakuierte, hätten zum Weihnachtsfest die Heimat am Rhein wiedersehen sollen. Als Tote fuhren die 27 im Bahnhof von Altweil ein. Sechs weitere Vereinsmitglieder forderte dann der krieg noch.

Erich Baumelt,
Ernst Deutsch,
Wilhelm Eberenz,
Fritz Kaufmann,
Emil Schamberger und
Ludwig Weber.

Nach dem Kriegsende werden von der Besatzungsmacht sämtliche Vereine aufgelöst.

 

1946

Am 8. Juni 1946 trifft sich in der Wohnung von Emil Schöne folgender Gründungsausschuss:
Albert Deiß, Artur Fazis, Max Lais, Hugo Mehlin, Georg Schulz und Christian Schupp.

Die Gründungsversammlung fand am 29. Juli 1946 statt.

 

Der Neubeginn

Die wiedergegründete Stadtmusik spielte wieder, spielte wie eh und je, brachte Freude in der schweren Zeit mit einem Platzkonzert, überraschte den neuen Bürgermeister mit einem Ständchen, gratulierte Jubilaren mit frohen Klängen, bereitete ein großes Konzert vor, gab den Toten das letzte klingende Geleit, war also mit vollem Eifer dabei, dem Namen des Vereines den alten guten Klang wiederzugewinnen.

Ein Jahr nach der Neugründung wurde Kapellmeister Willy Fahrenfeld zum Dirigenten ernannt, dem es bald gelingen sollte, den Klangkörper auf einen guten Stand zu bringen.

1948

Am 5. März 1948 verunglückte der rührige und unermüdliche 1. Vorstand Artur Fazis bei einer Einkaufsfahrt für die Stadtmusik tödlich.

Die Generalversammlung wählte als seinen Nachfolger Max Lais.

Die Orchestergesellschaft, die wegen den Besatzungsgesetzen unter dem gemeinsamen Namen der Stadtmusik musizieren musste, trennte sich nun wieder vom Musikverein um ihre eigene Tradition weiterzuführen.

1950

Eine besondere Verpflichtung der Stadtmusik stellte der Empfang des damaligen südbadischen Ministerpräsidenten Leo Wohleb am 1. März 1950 vor dem Weiler Rathaus dar.

Am 14. Mai des gleichen Jahres beteiligte sich die Stadtmusik erstmals am Hebeltag in Lörrach. Und ebenfalls 1950 wurde die Kapelle beim 1. Verbandsmusikfest in Wyhlen mit einem Diplom ausgezeichnet; Zeugnis dafür, dass sie sich in den wenigen Jahren seit der Wiedergründung schon beachtlich entwickelt hatte. Die Anstrengungen hatten gute Früchte getragen.

 

Dreiländertreffen - Zeichen der Aussöhnung

Ein besonders Anliegen des Vereins war es auch, die durch den Krieg zerrissenen Fäden mit den Freunden jenseits der Grenzen der Dreiländerecke wieder festzuknüpfen.

1953

Im August 1953 beteiligte sich die Stadtmusik am Kantonalen Musikfest in Basel, wo der „stürmische Beifall für die Weiler Musiker“ erneut die freundnachbarlichen Sympathien bekundete.

Im Jahr darauf kam die Abmachung mit den befreundeten Kapellen von Kleinhüningen (Basel) und Hüningen (Elsaß) zu einem jährlich wiederkehrenden „Dreiländertreffen“ zustande. Man darf getrost diese Vereinbarung einen Vorläufer für die Jahre später offiziell
gegründete Städtepartnerschaft zwischen Weil am Rhein und dem französischen Nachbarn Hüningen nennen.

Das Sich kennenlernen von Mensch zu Mensch, die Verständigung und das Sich verstehen-wollen nach den Erschütterungen und dem Misstrauen durch den zweiten Weltkrieg, war in der Grenzecke also sozusagen durch die Musik eingeleitet worden. Und die Stadtmusik Weil am Rhein darf es sich zur hohen Ehre rechnen, dabei „Schrittmacher“ gewesen zu sein.

 

Ruhige und stetige Weiterentwicklung

1960

Man darf im übrigen die Zeit nach der Wiedergründung, die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis hin zu den frühen 1960er Jahren als eine Ära der ruhigen und stetigen Weiterentwicklung des Vereins bezeichnen.

Großes Engagement, Einsatz für die Gemeinschaft und starken Zusammenhalt unter den Musikern prägen diese Zeit.

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